Landrat im Dialog mit den Abschlussklassen des BBZ Zwiesel
Regelmäßig sucht Landrat Dr. Ronny Raith gemeinsam mit der kommunalen Jugendpflegerin Kathrin Götz das Gespräch mit Abschlussklassen im Landkreis. Diesmal stand ein Besuch am Berufsbildungszentrum (BBZ) Zwiesel auf dem Programm. Im persönlichen Austausch hatten die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, dem Landrat ihre Wünsche, Anliegen und Herausforderungen direkt zu schildern.
„Ich möchte wissen, was ihr braucht, was ihr wollt und was wir tun können, damit ihr nach eurem Abschluss im Landkreis bleibt“, eröffnete Dr. Raith das Gespräch. In jeweils einer Schulstunde sprach er mit den Abschlussklassen der Fachakademie, der Kinderpflege und der Pflege über politische, berufliche und persönliche Themen. Schulleiter Raimund Kreuzer ermutigte die Schüler, die Gelegenheit zu nutzen und alle Fragen zu stellen. Als eine Klasse zunächst schüchtern blieb, lockerte Raith die Stimmung: „Die letzte Klasse hat nach dem Gehalt eines Landrats gefragt. Ihr könnt wirklich alles fragen.“ Prompt kam die Frage: „Wie viel verdient denn ein Landrat?“ Raith beantwortete die Frage und erklärte, dass das Gehalt eines Landrats von der Größe des Landkreises abhängt und er für seine Amtszeit in den Beamtenstatus überführt wurde. „Meine Arbeitszeiten sind jedoch deutlich anders: Ich arbeite sieben Tage die Woche, oft bis zu 100 Stunden.“ Allein am vergangenen Wochenende absolvierte er elf Termine – darunter die Eisstock-WM in Regen, Neujahrsempfänge, Feuerwehrversammlungen und einen deutsch-tschechischen Repräsentationsball in Pilsen. „Langweilig war mir schon lange nicht mehr“, so Raith.
Wahlen, Sicherheit und Flüchtlingspolitik
Danach wandte sich die Diskussion anderen Themen zu, darunter Wahlen, Sicherheit und Flüchtlingspolitik im Landkreis. Besonders interessierten sich die Schülerinnen und Schüler für die bevorstehenden Wahlen und mögliche Koalitionen. „Eine stabile Mehrheit ist momentan schwierig“, erklärte Raith. Eine Koalition mit radikalen Parteien schloss er aus, eine Zusammenarbeit der Union? mit Grünen oder SPD sei wahrscheinlicher. Auch das Wahlalter wurde diskutiert. Der Landrat sprach sich für eine einheitliche Rechtsordnung aus: „Mit 18 seid ihr volljährig und eigenverantwortlich.“ Gleichzeitig betonte er die Bedeutung politischer Bildung: „Bildet euch eine Meinung, engagiert euch – und wenn ihr volljährig seid: Geht wählen! Jede Stimme zählt.“
Die jüngsten Vorfälle in Aschaffenburg und Fragen zur allgemeinen Sicherheit beschäftigten die Schüler ebenso. „Absolute Sicherheit gibt es nicht“, stellte Raith klar. Um das eigene Sicherheitsgefühl zu stärken, empfahl er Selbstverteidigungskurse und ein wachsames Verhalten im Alltag. Zur Flüchtlingspolitik erklärte der Landrat, dass Asylverfahren nicht auf Landkreisebene, sondern durch übergeordnete Behörden geregelt werden. „Deutschland hat das Recht auf Asyl verfassungsrechtlich verankert – das ist richtig so. Menschen in Not müssen wir helfen, gleichzeitig darf dieses Recht nicht missbraucht werden.“ Zudem wies er auf die Bedeutung von Fachkräften mit Migrationshintergrund hin: „In vielen Bereichen sind wir auf eingewanderte Fachkräfte angewiesen. In der ZAW sind 85 Prozent der Mitarbeiter nicht deutscher Herkunft, in unseren Krankenhäusern 40 Prozent. Auch in der Reinigung und Pflege ist der Anteil hoch. Was würden wir tun, wenn alle nicht-deutschen Bürger plötzlich gingen?“
Projekt Demokratie leben und Umgang mit Extremismus
Ein weiteres zentrales Thema war das Projekt Demokratie leben und der Umgang mit Extremismus. Raith machte deutlich: „Ich bin gegen jeglichen Extremismus – sei er links oder rechts. Wir müssen uns bewusstmachen, dass wir in einer Demokratie leben und das große Glück haben, unsere Meinung frei äußern zu dürfen. Gleichzeitig sollten wir uns vor Augen führen, wie privilegiert wir sind, in einer freien Gesellschaft aufzuwachsen.“ Zur Frage, warum die Finanzierung des Projekts gestoppt wurde, erläuterte Raith: „Wir befinden uns haushaltstechnisch momentan in einer schwierigen Lage. Bis 2027 werden wir voraussichtlich mit 82 Millionen Euro verschuldet sein – unter anderem durch Investitionen in die Renovierung der Realschule und des Krankenhauses in Viechtach. Als Landrat bin ich dafür verantwortlich, mit dem zur Verfügung stehenden Haushalt sorgsam zu wirtschaften. Das bedeutet, dass freiwillige Leistungen sorgfältig abgewogen werden müssen.“ Er ermutigte die Schüler, sich in den Jugendforen in Zwiesel, Regen und Viechtach zu engagieren: „Diese Foren setzen sich mit vielen relevanten Themen auseinander. Junge Menschen, die sich für ihre Altersgenossen einsetzen wollen, haben dort die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken und eigene Projekte umzusetzen, auch politische.“
Zukunft der Krankenhäuser im Landkreis
Ein zentrales Thema des Schülerdialogs war die medizinische Versorgung im Landkreis. Raith machte deutlich, dass der Erhalt der Krankenhäuser höchste Priorität habe, die Finanzierung jedoch eine Herausforderung bleibe. „Wir kümmern uns nicht nur um zwei Krankenhäuser, sondern auch um drei Medizinische Versorgungszentren (MVZs), obwohl das eigentlich Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung ist. Dennoch wollen wir sicherstellen, dass Fachärzte wie Haut- oder Frauenärzte für die Bevölkerung erreichbar bleiben“, so Raith. Mit einer Auslastung von 83 Prozent stehen die Krankenhäuser im Landkreis gut da, dennoch entscheidet sich im kommenden Jahr, ob sie langfristig gehalten werden können. „Die Krankenhausreform von Minister Lauterbach ist dringend notwendig, fokussiert sich aber stark auf große Kliniken und stellt kleinere Krankenhäuser vor Probleme.“ Besonders besorgniserregend sei die geplante Schließung des Krankenhauses in Grafenau 2026. „Die nächsten Kliniken sind dann in Freyung, Cham, Klattau und Deggendorf. Eine wohnortnahe Versorgung muss sichergestellt bleiben.“ Zwei zentrale Herausforderungen bleiben: der Fachkräftemangel und die langfristige Finanzierbarkeit. „Trotz guter Auslastung schreiben wir keine schwarzen Zahlen. Wir müssen tragfähige Lösungen finden, um die medizinische Versorgung in der Region zu sichern“, betonte Raith.
Parkplätze und ÖPNV
Auch Themen wie die Parkplatzsituation an der Berufsschule und die Fahrpläne des öffentlichen Nahverkehrs wurden angesprochen. „Für die Parkplatzsituation ist die Stadt Zwiesel zuständig“, erklärte der Landrat. Mit der sei die Schulleitung bereits im Gespräch, um eine Lösung zu finden. Bezüglich der Fahrpläne stellte er klar: „Die Fahrpläne werden von den Mitarbeitern des Landratsamts erstellt. Sollte es hier Lücken geben, wendet euch bitte direkt an die zuständige Stelle, damit der Bedarf geprüft und angepasst werden kann.“
Der Landrat appellierte an die Schülerinnen und Schüler: „Auch nach diesem Gespräch stehe ich euch zur Verfügung. Schreibt mir einfach eine E-Mail an landrat@lra-landkreis-regen.de, und ich werde alle Fragen innerhalb eines Tages beantworten. Es ist mir wichtig, dass ihr im Landkreis bleibt – wir brauchen euch.“
- Der Landrat in Diskussion mit Schülerinnen und Schüler der Pflege. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen
- Die Kinderpflegerinnen interessierten sich besonders für den privaten Lebenslauf des Landrats. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen
- Die Abschlussklasse der Fachakademie für Sozialpädagogik empfing Landrat Dr. Ronny Raith als erstes. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen