Viele Gartenbesitzer sind unsicher, wie und wann die Obstbäume geschnitten werden müssen. Dafür bietet der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Regen jährlich Schnittkurse an, bei denen Kreisfachberater Klaus Eder erklärt und zeigt wie es geht. Im Kreislehrgarten bei Patersdorf stehen über 100 Obstbäume verschiedenster Arten und Sorten, sodass dort einiges gezeigt werden kann.
Gleich zu Beginn des Kurses informierte Eder die rund 40 Besucher über die verschiedenen Baumformen und Wuchsgrößen. Vor dem Kauf sollte man sich im Klaren darüber sein, dass beispielsweise Halbstämme zwar sehr robust wachsen und durchaus 50 Jahre alt werden können, aber halt auch viel Platz benötigen. Mindestpflanzabstände zu anderen Bäumen, Hecken oder Häusern sind zu beachten. Wesentlich weniger Platz benötigen Säulenformen und Buschbäume, dafür sind sie aber empfindlicher, denn schwach wachsende Wurzel-Unterlagen leiden schneller unter Trockenheit oder Nährstoffmangel. Bäume optimal zu versorgen bedeutet, dass man insbesondere in den ersten 10 Wachstumsjahren eine Baumscheibe von rund 100 cm Durchmesser unkrautfrei hält und mit Rasenschnitt, grobem Kompost oder Rindenmulchmaterial abdeckt. Regelmäßige Kompostgaben (ca. 5 Liter je m²) unter die Kronentraufe bringen die nötigen Nährstoffe, auf chemische Düngung kann verzichtet werden.
Abhängig vom Schnittzeitpunkt spricht man vom Winterschnitt oder Sommerschnitt. Der große Vorteil des Winterschnitts ist, dass der Kronenaufbau im laublosen Zustand besser zu erkennen ist. Kräftiger Winterschnitt fördert jedoch den Neuaustrieb und bringt deshalb oft die unerwünschten „Wasserschosse“, die dann wiederum sorgfältig entfernt werden müssen, z. B. im Sommer. Der beste Schnittzeitpunkt um den Wuchs der Bäume bereits während des Wachstums zu korrigieren liegt zwischen Juni und Mitte August. Man spricht dabei vom Grün- oder Sommerschnitt, der den Vorteil besitzt, dass der Jahrestrieb im Folgejahr deutlich geringer ausfällt. Deshalb ist es gerade für starktriebige Jungbäume und zu dicht stehende Kronen älterer Bäume von Vorteil, jetzt mitten im Sommer Säge und Schere einzusetzen. Verschiedene Grundregeln, die der Kreisfachberater an Apfel-, Birn- und Kirschbäumen kurz erklärt, sind zu beachten. Ein wichtiges Ziel ist es, die sog. „Überbauung der Kronen zu verhindern. Ein ungeschnittener Baum wird sich immer vorrangig in die Höhe entwickeln und sich oben dicht verzweigen. Das Problem dabei: darunter liegende Äste werden beschattet, schlecht versorgt und krankheitsanfällig. Wirklich gutes Obst gibt es dann nur ganz oben an den äußersten Trieben. Durch die fachgerechte Erziehung von drei Leitästen schräg nach außen in die verschiedenen Richtungen öffnet man die Baumkronen und hält sie dadurch licht, indem darüber stehende, am Mitteltrieb (= Stammverlängerung) entspringende Seitenäste nur noch flach und kurz gehalten werden. Alle Fruchtäste erhalten dadurch mehr Licht und Luft und bringen daher gesündere Früchte.