„Versorgungsdefizit wird weiter anwachsen“

Unser Bild zeigt Landrat Dr. Ronny Raith bei der Begrüßung der Gäste. Foto: Heiko Langer / Landkreis Regen

Start in die Woche der Pflege mit einem Vortrag zur Pflegezukunft im Landkreis Regen

Unser Bild zeigt Landrat Dr. Ronny Raith bei der Begrüßung der Gäste. Foto: Heiko Langer / Landkreis Regen

Unser Bild zeigt Landrat Dr. Ronny Raith bei der Begrüßung der Gäste. Foto: Heiko Langer / Landkreis Regen

Zwiesel. Wie schon im Vorjahr, so startete auch in diesem Jahr die Woche der Pflege und Teilhabe im Berufsbildungszentrum für Soziale Berufe, besser bekannt als Hieke-Schule, in Zwiesel. Landrat Dr. Ronny Raith und Pfarrer Matthias Schricker (Vorsitzender des veranstaltenden Agenda-Arbeitskreises Soziales) begrüßten mit Schulleiterin Andrea Feitz die zahlreichen Besucher.

Es sei gut zu sehen, dass das Interesse weiterwachse und die Veranstaltung besser besucht werde, stellte Landrat Dr. Raith in seiner Begrüßungsansprache fest. Das Spektrum an Themen rund um die Pflege sei groß und die Arbeit in der Betreuung und Pflege immens wichtig, so der Landrat weiter. Er betonte, dass Pflege nicht irgendeine Sache sei, sondern, dass es „am Ende des Tages immer um den Menschen geht.“ Die Würde der Zupflegenden, aber auch der Pflegerinnen und Pfleger, solle bei allen Überlegungen eine wichtige Rolle spielen. Pfarrer Schricker stellte fest, dass das Thema „uns alle betrifft. Die Frage ist nur wann.“ Er hoffte, dass „alle Veranstaltungen gut besucht sind“ und dass die Themen Pflege und Teilhabe immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Nach den Begrüßungen gab es einen direkten Einstieg in die Zukunft der Pflege. Bernhard Krautz von der Vereinigung der Pflegenden in Bayern referierte über den Pflegepersonalbedarf in Bayern und ging dabei besonders auf die Situation im Landkreis Regen ein. Gleich zu Beginn stellte er fest, dass es in den kommenden Jahren einen Kipppunkt geben wird: „Dann gehen mehr Pflegende in Rente als Neueinsteiger nachkommen.“ Dies werde sich auf die Pflege auswirken, denn bereits jetzt gäbe es vielerorts bereits einen Personalmangel in den Pflegeeinrichtungen. So empfahl er jeder Kommune, die den Bau eines neuen Pflegeheims genehmige, die vorherige Prüfung, ob es in der Region „überhaupt genug Personal gibt.“ Bayernweit hätten mehr als die Hälfte aller Pflegeeinrichtungen schon neue Bewohner ablehnen müssen, weil sie nicht genügend Pflegepersonal gehabt hätten. Bei den ambulanten Pflegediensten sei die Lage noch dramatischer, hier hätten fast 80 Prozent schon Patienten aufgrund mangelnder Pfleger abgewiesen werden müssen. „Das sind die Herausforderungen der Zukunft“, so Krautz weiter.

Zuwanderung von Pflegepersonal sei am Land sehr schwierig und so dürfe man sich hier auf diese Lösung nicht verlassen. Der Experte hatte aber auch gute Nachrichten. So sei die Zahl der Auszubildenden, gerade im Bayerischen Wald, in den letzten Jahren nicht gesunken und vielen Regionen in Bayern gehe es noch schlechter. Aber: Der Versorgungsbedarf werde bayernweit explodieren, insbesondere in den kommenden Jahren, da uns der Personalkipppunkt erst bevorstehe.

So riet Krautz den Anwesenden, dass man im Landkreis Regen versuchen müsse die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und professioneller Pflege so lange wie möglich zu vermeiden oder hinauszuzögern. Angesichts der Zahlen werde die Pflege zuhause weiter zunehmen. Dies habe auch an anderen Orten und in anderen Berufen Folgen. „Wer Angehörige pflegt, der kann nicht mehr in seine normale Arbeit gehen, was angesichts des Fachkräftemangels durchaus problematisch werden kann“, so der Experte weiter.

Deswegen müsse seiner Ansicht nach nicht die Frage sein „Wer pflegt uns in Zukunft?“ Vielmehr müsse man fragen: „Wie wollen und können wir uns in Zukunft möglichst selbst pflegen?“ Auf diese Frage müsse man lokale Antworten finden. Die Woche der Pflege hielt er hier für einen guten Ansatz, denn hier würden alle lokalen Akteure zusammenkommen und wenn man gemeinsam Strategien für die Zukunft entwickle, dann sei man anderen Regionen weit voraus.

In der abschließenden Diskussion wurden lokale Ideen, wie Gemeindepfleger, die schon vor der Pflege die Menschen besuchen und hinsichtlich einer drohenden Pflege berieten, ebenso wie weitergehende Kooperationen und gemeinsame Aus- und Weiterbildungsprogramme besprochen.

Abschließend bedankten sich Schricker und der Sozialamtsleiter Horst Kuffner beim Referenten für seinen „aufklärenden Vortrag.“ Sie versicherten, dass sie die Erkenntnisse in ihre tägliche Arbeit aufnehmen werden.

Meldung vom: 14.05.2024