Biodiversität auf kommunalem Grün: Bauhofschulungen gehen in die zweite Runde
Regen/Zwiesel. Auch in diesem Jahr finden wieder Bauhofschulungen zur ökologischen Pflege kommunaler Grünflächen statt. So trafen sich neben den Bauhofleitern auch die Bürgermeister der Städte Regen und Zwiesel sowie der Gemeinden Frauenau, Bayerisch Eisenstein und Geiersthal, um sich diesem Thema zu widmen. Die beiden Referenten Klaus Eder, dem Kreisfachberater im Landkreis Regen, und Johanna David von der Unteren Naturschutzbehörde, klärten über den „Blühpakt Bayern“ – eine Initiative des Umweltministeriums gegen das Insektensterben – auf und animierten die Kommunen, als gutes Beispiel für mehr Artenreichtum in der Stadt und auf dem Land voran zu gehen.
Das Ziel, die Biodiversität in Städten und Gemeinden zu stärken ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zwar kommt den Bauhöfen dabei eine zentrale Bedeutung zu, jedoch brauchen sie unbedingt die Rückendeckung ihrer Gemeinde in Form von Aufklärungsarbeit der Bürger und Bürgerinnen. „Denn Information schafft Akzeptanz“, so die Experten.
Kreisfachberater Klaus Eder ging zunächst auf den Rückgang der Insekten und die veränderten Strukturen in der Landschaft ein. Anhand von Praxisbeispielen veranschaulichte er die ausgeräumten Siedlungsräume und appellierte an die Gemeinden, der Natur wieder mehr Raum zu geben und mehr Artenreichtum auf den kommunalen Grünflächen zu schaffen. Die Grünflächen der Gemeinden sind über den ganzen Landkreis vernetzt und bilden dadurch wichtige Korridore und Trittsteine, um den Austausch und die Wanderung von Insekten und anderen Arten zu gewährleisten. Sei es auf blütenreichen Wiesen, Totholz, Saumstreifen, Hecken, an Gewässern oder am Straßenrand.
„Die richtige Pflege ist dabei essentiell, denn Insekten haben vielfältige Ansprüche an ihren Lebensraum“ erklärt Biodiversitätsberaterin David und zeigte Vorschläge auf, um kommunale Grünflächen ökologisch zu pflegen und naturfreundlicher zu gestalten. Hier gilt als wichtiger Punkt die Pflege vor Neuanlage. Es sei sinnvoll, die Flächen erst einmal für drei bis vier Jahre ökologisch zu pflegen, bevor man eine Fläche komplett neu anlegt. Oftmals stellen sich durch geeignete Pflegemaßnahmen wie ein späterer Schnittzeitpunkt und eine reduzierte Schnitthäufigkeit von ganz allein artenreichere Bestände ein. Die Wiesen sollen erst gemäht werden, wenn die Pflanzen zur Blüte kamen und aussamen konnten. Bei extensiven Wiesen im Bayerischen Wald sei dieser Zeitpunkt in der Regel Anfang bis Mitte Juli. „Artenreiche Wiesen wachsen in der Regel auf nährstoffarmen Böden“, betont David. Darum ist es wichtig, das Mähgut immer von der Fläche zu entfernen um eine Anreicherung der im Mähgut enthaltenen Nährstoffe im Boden zu vermeiden. Kleine Altgrasstreifen können stellenweise auch über den Winter hinweg stehen gelassen werden. Denn nicht nur Blüten, sondern auch Altgrasflächen bieten Rückzugsräume und Überwinterungsmöglichkeiten über das gesamte Jahr hinweg für Insekten oder andere Tierarten. Die Fachreferentin betonte zusätzlich die Bedeutung von Totholz und anderen Strukturen wie Hecken oder Säume auf der Fläche.
„Neben dem Zeitpunkt und der Häufigkeit ist aber auch das Mähgerät ganz entscheidend für eine Insektenschonende Mahd“, erklärte David und lud die Teilnehmer damit zum praktischen Teil der Veranstaltung ein. Im Kurpark in der Kreisstadt Regen und am Anger in Zwiesel wurden die Pflegemaschinen der Kommunen gemeinsam mit den Fachreferenten in Augenschein genommen. Der sogenannte Balkenmäher schnitt dabei mit Abstand am besten ab, da dieser durch Doppelmessermähbalken am insektenfreundlichsten arbeitet. „Auch die Schnitthöhe von acht bis zehn Zentimeter sollte dabei beachtet werden“, informierte Eder. Der Kreisfachberater ermutigte die Bauhofmitarbeiter den Balkenmäher gezielt wieder öfter in Betrieb zu nehmen.