Vier weitere Gärten werden ausgezeichnet

Im Garten von Elisabeth (li.) und Josef Weinhuber (2.v.li.) gab es für Klaus Eder und Rosemarie Wagenstaller viel zu sehen. Foto: Langer/Landkreis Regen

Gärten aus March, Kirchberg im Wald und Ginselsried dürfen das Siegel „naturnaher Garten“ tragen

In naturnahen Gärten haben Insekten, wie dieses Tagpfauenauge, einen geschützten Lebensraum. Das Foto entstand im Garten der Weinhubers in Ginselsried. Foto: Langer/Landkreis Regen

Regen. Seit rund zwei Jahren gibt es in Bayern die Möglichkeit einen Garten als naturnahen Garten auszeichnen zu lassen. Damit das Siegel „Naturgarten“ nur der trägt, der es auch verdient, muss jeder Garten von Prüfern besucht werden. In den letzten Tagen war Kreisgartenfachberater Klaus Eder   zusammen mit Rosemarie Wagenstaller aus dem Umweltamt des Landratsamtes Regen zur Besichtigung von möglichen neuen Naturgärten unterwegs. Die beiden Landkreismitarbeiter sind derzeit im Landkreis Regen die einzigen offiziell anerkannten Zertifizierer für das Siegel „Naturgarten“. Die Auszeichnung wird vom Bayerischen Umweltministerium unterstützt und über die Gartenbauvereine und die Bayerische Gartenakademie abgewickelt. „Die Kriterien werden vor Ort erfasst, die Akademie beziehungsweise der Bayerische Landesverband der Gartenbauvereine vergibt dann über die Kreisfachberatung die Urkunden und Plaketten“, weiß Eder und so ist der Besuch von Wagenstaller und ihm für die Gartenbesitzer eine Grundvoraussetzung zur Erlangung der Auszeichnung.

Im Garten von Elisabeth Hof (re.) konnte Rosemarie Wagenstaller viel Positives notieren. Foto: Eder/Landkreis Regen

Im Garten von Elisabeth Hof (re.) konnte Rosemarie Wagenstaller viel Positives notieren. Foto: Eder/Landkreis Regen

Nun haben Wagenstaller und Eder weitere Gärten besucht. Bei der Besichtigung des Gartens von Elisabeth Hof in March fanden die beiden Prüfer einen rund 1000 Quadratmeter großen, intensiv bewirtschafteten Nutzgarten vor. Nachdem Hof auch als Kräuterpädagogin in der Region bekannt ist, war es nahezu selbstverständlich, dass die Experten viele Wildkräuter im Garten fanden. „Die werden auch in der Küche verwendet“, berichtete Elisabeth Hof. Um die Schnecken kümmern sich bei ihr die Laufenten. Das geschützte Kleinklima an den Hauswänden hilft den wärmeliebenden Pflanzen beim Wachsen und Gedeihen. So freut sich Hof über eine reiche Ernte an Kiwis, Weintrauben, Aprikosen und Nektarinen.

Der Gartenteich von Manfred Kronschnabl wird von der Regenwasserzisterne mit Wasser versorgt. Foto: Eder/Landkreis Regen

Weinreben an der Hauswand fanden Eder und Wagenstaller auch im Garten von Manfred Kronschabl in March. Hinter der dichten Rahmenbepflanzung entdeckten sie einen versteckten Naturgarten. Über alles ragen die Obstbäume hinaus, eine große unterirdische Zisterne sammelt Regenwasser. „Damit kann ich den Garten bewässern und auch den kleinen Teich mit Wasser versorgen“, berichtet der Gartenbesitzer. Den Prüfern fiel noch etwas anderes, sehr Positives auf. „Auch aus den Pflasterfugen darf Grün wachsen“, freut sich Eder und bemerkt, dass die Nachtkerzen und der Blutweiderich dort eine neue Heimat gefunden haben.

Landrätin Rita Röhrl (li.) nutzte den Termin bei der Familie Köstlmeier um sich über die Zertifizierungsmaßnahmen zu informieren. Foto: Eder/Landkreis Regen

Landrätin Rita Röhrl (li.) nutzte den Termin bei der Familie Köstlmeier um sich über die Zertifizierungsmaßnahmen zu informieren. Foto: Eder/Landkreis Regen

Einen typischen Bauerngarten fanden Wagenstaller und Eder in Kirchberg im Wald bei Christine und Siegfried Köstlmeier. Das am Ortsrand in Alleinlage liegende Haus mit viel Platz rundherum bot alles, was ein naturnaher Garten haben muss. Zur Idylle trägt nicht nur der Bauerngarten mit allerlei Gemüse und vielen Kräutern bei, auch der große Hühnergarten mit viel Platz rund ums Haus zeugt vom ländlichen Charakter. Zum Verweilen lädt die Rundbank am Walnussbaum am Eingang ein. Auch die, wie kleine Inseln wirkenden Blumen- und Staudenbeete verleihen dem weitläufigen Garten ein besonderes Ambiente.

Im Garten von Elisabeth (li.) und Josef Weinhuber (2.v.li.) gab es für Klaus Eder und Rosemarie Wagenstaller viel zu sehen. Foto: Langer/Landkreis Regen

Im Garten von Elisabeth (li.) und Josef Weinhuber (2.v.li.) gab es für Klaus Eder und Rosemarie Wagenstaller viel zu sehen. Foto: Langer/Landkreis Regen

Eine artenreiche Bepflanzung fanden die Prüfer auch in Ginselsried vor. Dabei war der Garten von Josef und Elisabeth Weinhuber zumindest Klaus Eder nicht unbekannt. „Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der Garten im Jahr 1997 im landesweiten Naturgarten-Wettbewerb Kreissieger wurde“, sagt Eder. Während der Garten damals noch relativ jung war, hat er sein Gesicht allein schon durch das Wachstum verändert. Die Linde vor dem Haus wurde zum mächtigen Baum, auch aus den anderen Bäumchen sind prächtige Bäume geworden. „Die artenreiche Bepflanzung mit den großen Granitsteinen prägt das Gartenbild“, stellt Wagenstaller fest. Dabei erfüllt der naturnah angelegte Garten mit Hühnern und einem Teich alle Kriterien.

Am Ende der Besuchstour können Wagenstaller und Eder zufrieden feststellen, dass alle besichtigten Gärten die Voraussetzungen für einen Naturgarten erfüllen. Bei der Prüfung wurde ein umfangreicher Kriterienkatalog abgefragt. „So hat das Zertifikat auch einen hohen Wert“, stellt Eder abschließend fest.

HINTERGRUND: NATURNAHER GARTEN

Bei der Zertifizierung gibt es vier Kernkriterien, die erfüllt sein müssen. Dies ist der Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und der Verzicht auf chemische Dünger. Zudem darf es keinen Einsatz von torfhaltigen Substraten zur Bodenverbesserung geben. Ferner muss eine hohe ökologische Vielfalt (Biodiversität) vorgefunden werden.

Zu den Pflichtpunkten kommen weitere Punkte, die nur teilweise erfüllt sein müssen. Mit einem Punktesystem wird überprüft, ob genügend Kriterien erreicht wurden. Die Punkte sind in zwei Bereiche aufgeteilt, die Naturgartenelemente sowie die Bewirtschaftung und Nutzgarten.

Bei den Naturgartenelementen gibt es die Kriterien: Wildes Eck, Zulassen von Wildkraut, Wiese und Wiesenelemente, Vielfalt der Lebensräume, Laubbäume, Blumen und blühende Stauden (Insektennahrungspflanzen) und gebietstypische Sträucher und Gehölze.

Im Bereich Bewirtschaftung und Nutzgarten gibt es die Punkte: Gemüsebeet und Kräuter, Komposthaufen, Mischkultur, Fruchtfolge, Gründüngung und Mulchen, Nützlingsunterkünfte, Obstgarten und Beerensträucher, Regenwassernutzung und Bewässerung sowie umweltfreundliche und regionaltypische Materialwahl.

Meldung vom: 11.08.2020