Landrat und Jugendpflegerin im Austausch mit Abschlussklässlern der Schule am Weinberg
Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz (oben im Kreis, 1. und 2.v.r.) besuchten die Schule am Weinberg. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Regen. Regelmäßig kommen Landrat Dr. Ronny Raith und Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz an die Schulen im Landkreis, um sich mit den Schülerinnen und Schülern auszutauschen. Diesmal besuchten sie die Schule am Weinberg Sonderpädagogisches Förderzentrum. Das Angebot des Landrats „Ihr dürft alle Fragen stellen“ nahmen die Abschlussklässler wörtlich. Sie wollten zu den unterschiedlichsten Themen etwas wissen, von schulischen Belangen über kommunale Fragestellungen bis hin zur Bundespolitik.
Schulleiterin Linda Langer begrüßte die Gäste und betonte die Bedeutung politischer Bildung. „Ihr müsst heute mehr über Politik wissen, als wir in eurem Alter wussten“, sagte sie zu den Schülerinnen und Schülern. Früher habe es weniger mediale Angebote gegeben und mit Fake News habe man sich nicht auseinandersetzen müssen.
Rolle des Landrats und Ausstattung der Schule
Nachdem sich Raith und Götz kurz vorgestellt hatten, kamen die ersten Fragen aus der Runde der Schüler zu Rolle und Aufgaben des Landrats. Raith erläuterte seine Doppelfunktion als politischer Mandatsträger und „Chef der Verwaltung“. Nach den Herausforderungen gefragt, erklärte er, dass im Landkreis einerseits gerade sehr vieles an Aufgaben zusammenkäme, andererseits sei der Landkreis finanziell klamm. Die Kunst liege darin, eine Aufgabe nach der anderen abzuarbeiten, so Raith. Zu den weniger schönen Seiten des Landrat-Seins gehöre, „wenn man nicht so helfen kann, wie ich persönlich es gerne tun würde.“ Er denke hier an das Ehrenamt und an viele andere berechtigte Dinge, die er gerne unterstützen würde. „Wenn man sich dann den Realitäten stellt und sagen muss: Der Landkreis muss das auch finanzieren können, dann muss man Prioritäten setzen und leider auch sehr häufig Nein sagen oder kürzen.“ Das sei äußerst unangenehm, aber als politischer Mandatsträger müsse man ehrlich und offen handeln und dürfe den Menschen nichts versprechen, was man nicht halten kann. Sein Anspruch sei es, ehrlich und verbindlich zu sein, die Anliegen der Menschen ernst zu nehmen und zu „schauen, wie kann ich Lösungen entwickeln.“ Das sei, was „am Ende des Tages Spaß macht: wenn ich helfen und auch etwas verwirklichen kann.“
Als nächstes fragten die jungen Leute nach der Ausstattung ihrer Schule, etwa nach mehr Bänken für den Pausenhof oder einer eigenen Turnhalle. Für die Schule am Weinberg sei der Landkreis zuständig, bestätigte der Landrat. „Ihr sollt euch wohlfühlen. Meldet euch, wenn etwas fehlt, dann suchen wir eine Lösung.“, betonte Raith. Reparaturen würden erledigt, größere Investitionen hingen jedoch von den künftigen Entwicklungsmöglichkeiten der Schule ab. Hier spiele die ausstehende Entscheidung um das Grüne Zentrum eine Rolle, die aber in den kommenden Monaten falle. Es müsse noch geklärt werden, ob die Schule gemeinsam mit der Landwirtschaftsschule im zweiten Stock des Nebengebäudes des Grünen Zentrums untergebracht werden könne oder nicht. Hier bat der Landrat noch um etwas Geduld.
Klimapolitik und Bedeutung der Zuwanderung für den Landkreis
Im Gespräch mit den Schülern (v.re.): Landrat Dr. Ronny Raith, Kommunale Jugendpflegerin Kathrin Götz und Schulleiterin Linda Langer neben Abschlussklässlern. Foto: Iris Gehard / Landratsamt Regen
Wie bei früheren Schulbesuchen interessierte die Schüler, was der Landkreis für den Klimaschutz mache. Raith erklärte, dass man bei Landkreisgebäuden auf Photovoltaik setze, um Strom selbst zu erzeugen und zu nutzen. Dieses Ziel der Eigenerzeugung und Eigennutzung verfolge man für den gesamten Landkreis. Deshalb habe man mit 24 Kommunen eine Energie-GmbH gegründet. Götz ergänzte, dass es mit Teresa Raith eine Nachhaltigkeitskoordinatorin gebe, die auch Schulen berate. Auch die Jugendforen Zwiesel und Viechtach seien im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit aktiv und organisierten etwa Kleidertauschpartys. „Das Jugendforum Zwiesel bietet demnächst auch einen Upcycling-Workshop“, so Götz.
Nach der Rolle von ausländischen Mitbürgern im Landkreis gefragt, betonte Raith, dass man die demografische Entwicklung im Land und die überalternde Gesellschaft nicht ausblenden oder wegdiskutieren könne. Man müsse sich vor Augen halten, „dass wir viele Bereiche unseres täglichen Lebens im Landkreis nicht mehr aufrechterhalten könnten“, wenn nicht Menschen, die zugewandert seien, diese Jobs ausübten. Dabei rede er keineswegs nur von Hilfstätigkeiten: „Ich schaue ganz bewusst in unsere Landkreiseinrichtungen, unsere Medizinischen Versorgungszentren und Kliniken“, erklärte Raith. „Da ginge viel nicht, wenn es nicht Leute gäbe, die zu uns gekommen sind und sich in der Region eine Existenz aufbauen.“ Voraussetzung für Menschen, die hierherkämen, sei aber, „dass unsere Werteordnung geachtet wird.“ Er erwarte, dass man sich an die freiheitlich-demokratische Grundordnung halte. Pauschal jemanden auszugrenzen, weil ein Mensch andere Wurzeln habe als man selbst, das halte er für falsch. Wichtig sei immer der einzelne Mensch. „Wer sich an Recht und Gesetz hält, sich mit eigener Hände Arbeit das Auskommen sichert, das Leben bei uns als Chance begreift und mitgestaltet, ist mir willkommen.“
„Machen die Politiker in Deutschland alles richtig?“
Auch politische Fragen stellten die Schülerinnen und Schüler dem Landrat. Ob deutsche Politiker alles richtigmachten? „Nein“, antwortete Raith. „Perfektion gibt es nicht.“ Wichtig sei, Fehler offen anzusprechen. Auf die Frage, was er in der Bundespolitik anders machen würde, nannte Raith vier Punkte: Erstens müsse die innere Sicherheit gestärkt werden. „Vollkommene Sicherheit gibt es nicht, aber der Staat könnte mehr machen.“ Er sprach sich für den Zugriff von Polizei und Staatsanwaltschaft auf Internet- und Handydaten bei Straftaten aus. Zweitens müsse die Wirtschaft stärker gefördert werden. Klimaschutz und Wirtschaftsförderung dürften kein Widerspruch sein. Drittens sei eine gute medizinische Versorgung essenziell. Lauterbachs Krankenhaus-Reform schwäche den ländlichen Raum und bevorzuge Ballungszentren. Viertens müsse sich Leistung mehr lohnen. „Der, der arbeiten geht und sich bemüht, sollte mehr haben, als der der nichts tut“, so Raith. Es sei richtig und wichtig, dass Deutschland eine soziale Marktwirtschaft sei und es soziale Sicherungssysteme gebe. Unterstützung solle es für Menschen geben, die sich nicht selbst helfen können – nicht für jene, „die nicht wollen oder den Weg des geringsten Widerstands wählen.“
Am Ende der Veranstaltung zeigten sich Raith und Götz beeindruckt von der Vielfalt und Tiefe der Fragen. Auch Weltpolitik und die Wahl von Donald Trump kamen zur Sprache. Zum Abschluss betonten beide, dass sie den Dialog mit den jungen Menschen im Landkreis fortsetzen wollen.