Berufsorientierung ohne Klischees

Girls‘ Day und Boys‘ Day öffnet Türen in interessante Berufswelten

Ob Technik oder Pflege, IT oder Pädagogik – der bundesweite Aktionstag zur klischeefreien Berufsorientierung öffnete auch in diesem Jahr wieder Türen in Berufswelten, die jungen Menschen sonst oft verborgen bleiben. Ziel des Girls’ Day und Boys’ Day ist es, traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und neue berufliche Perspektiven aufzuzeigen. Auch im Landkreis Regen beteiligten sich zahlreiche Unternehmen an der Initiative: 18 Betriebe öffneten ihre Türen für Mädchen, acht boten Jungen die Möglichkeit, in eher weiblich geprägte Berufe hineinzuschnuppern. Landrat Dr. Ronny Raith besuchte gemeinsam mit Tobias Wittenzellner, Leiter der Kreisentwicklung des Landkreises, und Wirtschaftsförderin Teresa Sitzberger vier teilnehmende Einrichtungen: „Die jährliche Teilnahme zahlreicher regionaler Unternehmen ist ein starkes Zeichen für das anhaltende Engagement, junge Menschen in ihrer Heimat zu halten und ihnen vielfältige berufliche Wege aufzuzeigen“, betonte Raith.

Soziale Berufe im Fokus beim Boys’ Day

Dr. Ronny Raith legte im integrativen Kindergarten in Schweinhütt eine kurze Vorleseeinheit ein. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen

Die erste Station war das Heilpädagogische Zentrum der Lebenshilfe in Schweinhütt. Drei Schüler begleiteten dort für einen Tag das Team und sammelten Einblicke in die Berufe des Heilerziehungspflegers und Erziehers. „In unserer Einrichtung liegt der Frauenanteil bei rund 80 Prozent“, betonte Tina Sixt, Geschäftsführerin der Lebenshilfe. Der Wegfall des Zivildienstes habe insbesondere den männlichen Anteil im sozialen Bereich spürbar reduziert. Umso wichtiger sei es, Jungen frühzeitig für diese Berufe zu begeistern.

Die Teilnehmer wurden auf eine Kindergartengruppe und zwei Gruppen der Schulvorbereitenden Einrichtung verteilt, darunter auch der Integrative Kindergarten des Standorts. In der Gruppe des Integrativen Kindergartens zeigten die Kinder stolz ihren Brutkasten. „Sie warten gespannt auf den bald bevorstehenden Küken-Nachwuchs“, erklärte Heidi Schafhauser, Leiterin der Heilpädagogischen Tagesstätte. Bevor es zur nächsten Einrichtung weiterging, erhielt die Delegation noch einen Einblick in die zwei Gruppen der Schulvorbereitenden Einrichtung, in denen gerade gemeinsam gefrühstückt wurde. Dort stellte Tagespraktikant Damian den Kindern einen Fußballwettkampf in Aussicht.

Eine Aufgabe in der dm Drogerie: Waren einräumen. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen

Im Anschluss führte die Tour zum dm-Drogeriemarkt in Regen. Dort waren beide angebotenen Boys’ Day-Plätze für das Berufsfeld Drogist vergeben. „Wir hatten sogar deutlich mehr Anfragen – es gab eine Warteliste“, berichtete Filialleiterin Julia Kroiss. Die beiden Schüler begleiteten die Mitarbeiterinnen aktiv im Tagesgeschäft: Sie räumten Waren ein, stellten Kundenbestellungen zusammen und erhielten sogar einen Einblick in den Kassenbereich.

Landrat Dr. Ronny Raith nutzte die Gelegenheit, um nachzufragen: „Was unterscheidet einen Drogisten eigentlich von einem Einzelhandelskaufmann?“ Die Antwort lieferte Julia Kroiss prompt: „Der wesentliche Unterschied liegt in unserem erweiterten Produktspektrum – wir führen auch frei verkäufliche Arzneimittel und apothekenähnliche Produkte. Das erfordert zusätzliches Fachwissen.“

Technik und Sicherheit beim Girls’ Day

Die Schülerinnen bekamen die Grundprinzipien des Tarnens und Täuschens vermittelt. Foto: Sebastian Sigl / Bundeswehr

Weiter ging es zum ersten Halt des Girls’ Days: Für 16 junge Frauen öffneten die Bayerwaldgrenadiere aus Regen ihr Kasernentor. Die Schülerinnen durchliefen ein ganztägiges Programm, angefangen von der Vorstellung des Verbandes, über Waffenschauen, bei denen der Schützenpanzer und verschiedene Waffen der Panzergrenadiertruppe zu besichtigen waren, bis hin zum Anlegen des Gefechtsanzugs.

Gegen Ende des Tages wurde den Interessentinnen der Basis-Fitness-Test vorgestellt, ein Test, den jede Soldatin und jeder Soldat jedes Jahr erfüllen muss. Das Besondere an diesem Tagespraktikum im Panzergrenadierbataillon 112 war es, dass den jungen Frauen fortwährend Soldatinnen für Fragen rund um den Soldatenberuf zur Seite standen, welche in allen Bereichen des Bataillons und über alle Dienstgradgruppen hinweg tätig sind. Projektverantwortliche für den Tag war Oberleutnant Julia, welche sich bereits in der Männerdomäne bewiesen hat.

Stefanie Augustin (links) erklärt Tobias Wittenzellner und Teresa Sitzberger, beide von der Kreisentwicklung des Landratsamtes Regen, wie die digitale Schnitzeljagd funktioniert. Foto: Jessica Döhler / Landratsamt Regen

Den Abschluss des Tages bildete der Besuch bei der Firma ITES in Geiersthal. Zehn Schülerinnen nutzten dort die Gelegenheit, die Berufsbilder der Informationselektronikerin sowie der Fachinformatikerin näher kennenzulernen. In zwei Gruppen aufgeteilt, tauchten die Teilnehmerinnen in die Welt der Kommunikations- und Sicherheitstechnik ein. Unter fachkundiger Anleitung lötete eine Gruppe ein blinkendes Herz – ein kreatives Technikprojekt, das handwerkliches Geschick und Konzentration erforderte.

Die zweite Gruppe begab sich auf eine digitale Schnitzeljagd: „Wir haben auf dem Firmengelände verschiedene Wortschnipsel versteckt, die die Mädchen mithilfe von Kameras aufspüren und daraus ein Lösungswort bilden müssen“, erklärte Stefanie Augustin, Marketingleitung des Unternehmens. Ein weiteres Highlight war die Demonstration moderner Sicherheitstechnik. Die Schülerinnen und Besucherinnen konnten live erleben, wie Bewegungsmelder und Alarmsysteme reagieren – etwa beim Betreten eines gesicherten Bereichs oder durch Rütteln am Zaun.

Fazit

Der Aktionstag im Landkreis Regen hat gezeigt, wie junge Menschen durch gezielte Angebote für neue berufliche Perspektiven begeistert werden können. „Auch, wenn sich viele Schülerinnen und Schüler zunächst wegen eines scheinbar unterrichtsfreien Tages anmelden, erhalten sie durch anschauliche Praxisbeispiele und spielerisch vermittelte Inhalte wertvolle Einblicke in den Berufsalltag“, sind sich Teresa Sitzberger und Tobias Wittenzellner vom Landratsamt Regen einig.

Meldung vom: 17.04.2025