Landrat Dr. Ronny Raith ehrt zusammen mit dem Kreisjugendamt langjährige Pflegeeltern
Bodenmais. Bei einer Feierstunde auf dem Harlachberg hat das Landratsamt Regen insgesamt vier Pflegefamilien geehrt, die seit rund zwei Jahrzehnten Pflegekinder betreuen, sowie eine langjährige Pflegemutter feierlich verabschiedet.
„Heute geht es um die tollen Menschen, die schon seit 20 Jahren oder noch länger Pflegekinder in ihre Familie aufnehmen“, so Kreisjugendamtsleiter Martin Hackl bei der Begrüßung. Mit der Einladung auf den Harlachberg wolle das Amt den Pflegeeltern Dank, Respekt und Anerkennung dafür aussprechen, dass sie sich schon so lange um Pflegekinder kümmerten und dabei immer hervorragend mit dem Amt zusammengearbeitet hätten. Auch Landrat Dr. Ronny Raith betonte: „Wir ehren heute diejenigen, die für die Schwächsten in unserer Gesellschaft, die Kinder, da sind. Für Kinder, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer Ursprungsfamilie bleiben können und somit besonders verletzbar sind.“ Ihnen hätten die anwesenden Pflegeeltern ein Heim und eine zweite Familie gegeben und täten dies weiterhin, oft auch über die Volljährigkeit hinaus. Das sei alles andere als selbstverständlich, daher wolle man Vergelts Gott sagen. Raith hielt auf alle anwesenden Pflegeeltern eine Laudatio, bei der er auf ihre Leistungen einging, und überreichte ihnen eine Urkunde. Zudem erhielten alle Pflegeeltern vom Pflegekinderdienst als Dank einen Gutschein.
Offenes Haus für die Pflegekinder
Als erstes wurde Claudia Meidinger-Baumgartner geehrt, die, so der Landrat „seit 1992, also 32 Jahre im Dienst der Kinder“ stehe. Obwohl es in der Familie zwei eigene kleine Kinder gegeben habe, habe Familie Meidinger damals ein wenige Monate altes Baby aufgenommen, um dessen Herkunftsfamilie zu unterstützen. Meidinger-Baumgartners Motto für das Gelingen der Pflegeelternschaft sei das „Verständnis für den individuellen Rucksack des Kindes“. Diese Einstellung ringe ihm großen Respekt ab, so der Landrat. Und eines freue ihn besonders: „Dass sie nach 32 Jahren weiter bereit sind, Kinder bei sich aufzunehmen, solange es die körperliche Fitness zulässt.“
Seit 22 Jahren sind Christa und Josef Fischer als Pflegeeltern im Einsatz. Ihre Motivation sei immer gewesen, dass das Ehepaar Kinder gernhabe und eine große Familie wollte, berichtete der Landrat. „Sie haben neun Pflegekinder in Vollzeitpflege auf Dauer aufgenommen, davon leben aktuell drei Pflegekinder in der Familie“, erklärte Raith. In Bereitschaftspflege habe das Ehepaar außerdem noch zwei Pflegekinder. Besonders schön sei, „dass alle Pflegekinder nach wie vor Kontakt zu den Pflegeeltern haben und vor allem an Weihnachten das Haus immer voll ist.“ Der Anspruch des Ehepaares sei, dass das Haus auch in Zukunft immer für alle Pflegekinder offen sei. Für diesen Einsatz zolle er Respekt und Anerkennung, so der Landrat.
Alternative zur Adoption
Familie Stelter-Wohlgemuth nahm 2003 das erste Pflegekind auf. Zuvor hatten die Pflegeeltern über eine Adoption nachgedacht, sich aufgrund des schwierigen Prozesses aber keine Chancen ausgerechnet. Erst später habe die Familie von der Möglichkeit der Vollzeitpflege erfahren, so Raith in seiner Laudatio. Das erste Kind habe eigentlich nur über Weihnachten bei der Familie wohnen sollen, sei dann aber auf Dauer geblieben. Ein paar Jahre später seien zwei Geschwisterkinder dazugekommen. Besonders viel Respekt nötige ihm die Hartnäckigkeit und Ausdauer ab, die die Pflegeeltern beim Thema Fördermöglichkeiten für das erste Pflegekind gezeigt hätten, so der Landrat: „Sie haben die erste Schulbegleitung für ein Kind an der Förderschule in Regen erreicht.“
Manchmal schließe sich ein Kreis, wandte sich Raith an das verbleibende Pflegeelternpaar Nicole und Hans Nicklas. „Zu ihnen gibt es eine persönliche Verbindung, denn ich war vor über 10 Jahren im Rahmen meiner beruflichen Tätigkeit Verfahrensbeistand für die Pflegefamilie“, erläuterte er den Anwesenden. Mittlerweile seien auch die Nicklas seit 21 Jahren Pflegeeltern. Nach der Geburt des eigenen Sohnes hätten auch sie zuerst über Adoption nachgedacht. Von einer Jugendamtsmitarbeiterin hätten sie dann aber vom Weg der Pflegeelternschaft erfahren. Familie Niklas hat zwei Kinder in Dauerpflege betreut, der jüngere Pflegesohn lebt als junger Volljähriger weiter bei der Familie. Der Landrat dankte Ihnen für ihren Einsatz und „dafür, dass ihr eure positive Erfahrung weitergebt und aktiv dafür Werbung macht, dass auch andere Kinder einen Platz in einer Pflegefamilie finden.“
Weiter „Mama“ trotz Abschied als Pflegemutter
Danach wurde Renate Kuchler als Pflegemutter verabschiedet. Sie war von 2006 bis 2024 für das Kreisjugendamt Regen als Vollzeitpflegemutter tätig. Zuvor arbeitete sie als sozialpädagogische Familienhilfe für das Kreisjugendamt Regen und nahm Tagespflegekinder auf, schloss bis 2006 aus emotionalen Gründen jedoch aus, Kinder in Vollzeitpflege aufzunehmen. „In diesem Jahr haben sie sich dann entschieden, einen Säugling aufzunehmen, dessen Familie sie im Rahmen der sozialpädagogischen Familienhilfe kennengelernt hatten“, so Landrat Dr. Raith. Zwei weitere Kleinkinder und ein Schulkind kamen noch im selben Jahr dazu, als klar war, dass die bisher in Tagespflege betreuten Kinder nicht in ihre Familien zurückkehren konnten. Nun seien alle Pflegeverhältnisse beendet und die meisten Kinder ausgezogen. Dennoch, so betonte Kuchler, wolle sie für ihre Schützlinge weiter Mutter und Ansprechpartnerin bleiben. Der Landrat dankte ihr für ihren langjährigen Einsatz und verabschiedete sie als Pflegemutter. „Entscheidend ist, dass sie für Ihre drei Kinder auch über die Volljährigkeit hinaus weiter da sind.“ An alle Pflegeeltern gewandt, betonte er: „Es war mir eine große Ehre, Sie heute auszeichnen zu dürfen.“
Pflegeeltern dringend gesucht
Wer sich vorstellen kann, ein Pflegekind aufzunehmen oder sich zu diesem Thema informieren möchte, kann sich an den Pflegekinderdienst am Landratsamt wenden, per Telefon unter 09921/601444 oder per E-Mail: pkd@lra.landkreis-regen.de. „Wir freuen uns über jede Kontaktaufnahme zu diesem Thema. Denn leider nimmt die Zahl an Kindern, die ein Zuhause in einer Pflegefamilie benötigen, auch bei uns im Landkreis immer mehr zu“, so Heike Meents vom Pflegekinderdienst (PKD) am Landratsamt. Informationen zum Thema Pflegekinder sind auch auf der Website des Pflegekinderdienstes zu finden: www.landkreis-regen.de/pflegekinder/