BIRD: Landkreis Regen in der Vorreiterrolle

Das Wirtschaftsministerium fördert die lokale Arbeit mit 80.000 Euro

 - Bildunterschriften: Staatssekretärin Katja Hessel übergab die Förderbescheide an die Landräte Michael Adam (li.) und Wolfgang Lippert. Foto Landratsamt

Am Dienstagmorgen brach eine Delegation aus dem Landkreis Regen nach Tirschenreuth auf. Was für Außenstehende vielleicht eher an einen Betriebsausflug erinnerte, hat dabei einen ernsten Hintergrund. In der oberpfälzischen Kreisstadt fand die Auftaktveranstaltung für BIRD statt. Menschen mit Kenntnis der englischen Sprache mag dies an einen Vogel, eben auf Englisch Bird, erinnern. Aber mit Brems Tierwelt hat BIRD nichts am Hut. BIRD ist die charmante Abkürzung für die „Bayerische Initiative Regionale Daseinsvorsorge“. Und mit Bird sollen wichtige Kenntnisse zum demografischen Wandel gesammelt werden. Denn bisher seien nur Kennzahlen auf Kreisebenen erfasst, jetzt soll der demografische Wandel in kleineren Einheiten, etwa auf Dorfebenen, ermittelt werden. Die Landkreise Regen und Tirschenreuth sollen dabei eine Vorreiterrolle erfüllen. Da sie sich bereits seit längerem mit der Thematik befassen und gute Konzepte vorlegten, bekamen sie im Tirschenreuther Landratsamt nun jeweils einen Förderbescheid über 80.000 Euro überreicht.

„Diese beiden Regionen glänzen durch ausgesprochen engagierte Bürger, die tatkräftig mithelfen ihre Heimat lebenswert und attraktiv zu gestalten“, sagte Wirtschaftsstaatsekretärin Katja Hessel. Sie übergab die Förderbescheide und stellte fest, dass man in Regen und Tirschenreuth dem Wandel mit „kreativen Ideen“ begegne. „Um die Daseinsvorsorge zu sichern, brauchen wir neben den politischen Rahmenbedingungen ganz wesentlich regionale Lösungen. Die Akteure vor Ort wissen am besten, wo sie ansetzen müssen. Das wollen wir mit BIRD modellhaft unterstützen“, betonte die Staatssekretärin.

Danach hatten die Landräte das Wort. Zunächst stellte der Gastgeber Landrat Wolfgang Lippert das Tirschenreuther Handlungskonzept vor. Die Schwerpunkte liegen dort unter anderem bei der Erstellung eines Mobilitätskonzeptes, einer Untersuchung der Wanderungsmotive und der technischen Infrastruktur. Anschließend hatte Regens Landrat Michael Adam das Wort. Adam schilderte die Motive im Landkreis Regen und stellte die momentane Situation dar. Der Landkreis werde in den kommenden Jahren deutlich an Bevölkerung verlieren, dies stelle für die Kommunen und den Landkreis eine enorme Herausforderung dar. Während der Bevölkerungsrückgang klar absehbar ist und Gegenmaßnahmen nur bedingt greifen könnten, sei unklar, wie sich dies konkret in den einzelnen Kommunen auswirken werde. Deswegen wolle der Kreis Regen primär die soziale Infrastruktur im Rahmen von BIRD erforschen. Mit Rebekka Niedermeier wurde eine neue Fachkraft im Bereich des Regionalmanagements eingestellt. Sie soll zusammen mit den bestehenden Strukturen, wie den Agenda Arbeitskreisen, die Auswirkungen im kleinen lokalen Bereich erforschen, eine kleinräumige Bevölkerungsprognose erstellen. „Wir wissen heute, dass wir weniger Menschen sein werden“, sagte Adam, aber keiner wisse, was dies konkret vor Ort bedeute. Dabei sei es wichtig, wenn eine Kommune zukunftsweisende Entscheidungen treffen müsse, hier gesichertes Datenmaterial zu haben. Entscheidungen, wie etwa eine Schulsanierung oder ein Feuerwehrhausneubau müssten auch unter demografischen Gesichtspunkten getroffen werden. „Was nützt das schönste Feuerwehrhaus, wenn keiner mehr da ist der ausrückt?“, fragte Adam.

So gesehen habe die neue Mitarbeiterin natürlich eine besonders wichtige Aufgabe. Damit sie nicht zwischen den Stühlen sitze habe man sich zudem dazu entschlossen einen externen Moderator mit einzuplanen. Die Politik müsse sich frei machen von lokalen Befindlichkeiten. Denn ein Kommunalpolitiker, der wiedergewählt werden wolle, tue sich schwer, den Bürgern seines Heimatortes zu erklären, dass etwa ein Schulhaus nicht mehr gehalten werden könne, weil es künftig zu wenig Kinder gebe. Derart prekäre, aber alternativlose Schlussfolgerungen sollen so über einen externen Moderator in die Region getragen werden, frei von Kirchturm- und Parteidenken. Letztendlich müssten Entscheidungen aber nach wie vor lokal und in gemeindlicher Eigenverantwortung getroffen werden. Mit dem BIRD-Konzept werde man den Politikern aber eine Hilfestellung geben. Ein weiterer Schwerpunkt soll die Stärkung des bürgerlichen Engagements sein, auch hier soll die neue Kraft wichtige Impulse geben.

Tirschenreuth und Regen bewegen sich so auf unterschiedlichen Gebieten, haben aber durchaus Schnittmengen. Die Ergebnisse beider Untersuchungen sollen nach der Auswertung auch für andere Kreise richtungsweisend sein. So haben die beiden Landkreise, zu denen im Rahmen des BIRD-Projekts, noch mindestens zwei weitere kommen sollen, zum einen eine Vorbildfunktion, zum anderen gelten sie als Modellregionen, aus denen für ganz Bayern wichtige Impulse gegen den demografischen Wandel kommen sollten. Am Ende könnten die BIRD-Ergebnisse auch für andere Landkreise und Regionen Bayerns wichtige Informationen bieten, so rückt der Landkreis Regen ins Blickfeld aller vom demografischen Wandel betroffener Regionen.

Meldung vom: 10.12.2013