Die Flussperlmuschel hat wieder eine Heimat

Ergebnisse des Projektes zur Renaturierung des Wolfertsrieder Baches vorgestellt

Landrätin Rita Röhrl (von rechts) und Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf stellten die Ergebnisse der Renaturierung des Wolfertsrieder Baches vor. Begleitet wurden sie von ihren Mitarbeiterinnen Laura Öztümer und Kerstin Schecher (Foto: Reinhard Wölfl/Landratsamt)

Achslach. „Gemeinsam haben wir ein Habitat zum Erhalt der Flussperlmuschel und zur Sicherung der Biodiversität geschaffen“, sagt Regens Landrätin Rita Röhrl. Bei einer gemeinsamen Ortseinsicht am Wolfertsrieder Bach stellten Röhrl und Regierungsvizepräsident Dr. Helmut Graf die Ergebnisse des Renaturierungsprojektes des Wolfertsrieder Baches nahe der Gemeinde Achslach vor.

In Kooperation mit der Regierung von Niederbayern wurde der durch Naturereignisse begradigte Wolfertsrieder Bach durch schonende bauliche Maßnahmen auf einer Länge von insgesamt 700 Metern in seinen ursprünglichen Zustand versetzt. Das Gebiet ist ein sogenanntes Fauna-Flora-Habitat und damit Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000. Mit diesem Netzwerk soll das europäische Naturerbe mit ihrer Vielfalt für die Nachwelt erhalten bleiben.

Schecher und Öztümer präsentierten wie der ursprüngliche Bachlauf wiederhergestellt wurde und welche Erfolge damit bereits erzielt werden konnten (Foto: Reinhard Wölfl/Landratsamt)

Gefördert wurde das Projekt durch das Bayerische Umweltministerium mit einer Fördersumme von rund 397.000,- €. Der Landkreis beteiligt sich mit einem Eigenanteil von 10% an den Kosten der Maßnahme. „Wir leisten hier nicht nur einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt, sondern konnten gleichzeitig eine Maßnahme zur Landschaftspflege und zum Hochwasserschutz durchführen“, freut sich die Landrätin. Besonders hervorzuheben sei dabei die Zusammenarbeit aller Beteiligten. „Nicht nur mit der Regierung von Niederbayern, dem Landschaftspflegeverband und der Gemeinde konnten wir konstruktiv zusammenarbeiten, auch die Privateigentümer der angrenzenden Grundstücke haben uns bei der Umsetzung unterstützt. Ohne diese vertrauensvolle Kooperation wäre die Maßnahme wohl erst gar nicht möglich gewesen,“ so die Landrätin. Regierungsvizepräsident Dr. Graf stimmt ihr zu und ergänzt: „Mit einem Vorkommen von rund 500 Flussperlmuscheln handelt es sich beim Wolfertsrieder Bach um das drittgrößte Perlmuschelgebiet in ganz Bayern. Der Landkreis Regen und die Gemeinde Achslach können stolz sein, diese gefährdete Art in der Region beheimaten zu dürfen.“

Röhrl und Dr. Graf wurden von Kerstin Schecher, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt Regen, und Laura Öztümer, Mitarbeiterin der Höheren Naturschutzbehörde bei der Regierung von Niederbayern, begleitet. Schecher und Öztümer stellten die wesentlichen Schritte des Renaturierungsverfahrens vor. „Das Projekt war eine echte Herausforderung für uns und musste viele Jahre vorbereitet werden. Neben den Grunderwerbs- und Flurbereinigungsverfahren mussten auch viele Teilflächen in das Vertragsnaturschutzprogramm aufgenommen werden.“, erläutert Schecher.

Bei einer gemeinsamen Exkursion am Bachgelände konnte die Artenvielfalt am Wolfertsrieder Bach kennengelernt werden (Foto: Reinhard Wölfl/Landratsamt)

Franz Elender vom Landschaftspflegeverband Passau kümmerte sich um die Nachzucht junger Flussperlmuscheln und deren Einbringung in den Wolfertsrieder Bach. Die aufwändige Zucht der Tiere nimmt einen langen Zeitraum in Anspruch. So wurden Jungtiere mit einem Alter von sieben Jahren in das Gewässer eingesetzt. „Die Muscheln werden bei guten Bedingungen weit über 100 Jahre alt und bis zu 15 Zentimeter groß“, erklärt Elender und freut sich, dass die Einbringung der Muscheln gelungen ist. Aber nicht nur die Flussperlmuschel gibt Anlass zur Freude, denn auch weitere Arten haben sich am renaturierten Bachgelände angesiedelt. So hat auch der Steinkrebs, eine Flusskrebsart, wieder eine Heimat am Wolfertsrieder Bach gefunden.

Der Bach ist nicht nur Heimat für die Flussperlmuschel, sondern bietet auch vielen anderen Arten wie dem Steinkrebs ein Habitat (Foto: Reinhard Wölfl/Landratsamt)

Bei einer gemeinsamen Exkursion ins Gelände konnten die Teilnehmer erleben, wie der Bachlauf verändert wurde und welchen Mehrwert dies für Flora und Fauna am Gewässer mit sich gebracht hat. Das Projekt ist aber bei weitem noch nicht beendet: „Das Projekt „MARA“ ist ein Kooperationsprojekt mehrerer Landkreise und wird noch mehrere Jahre fortgeführt“, sagt Schecher. So wird auch zukünftig der Schutz und Erhalt der Flussperlmuschel in ganz Niederbayern ein Thema bleiben.

Röhrl und Dr. Graf bedankten sich abschließend bei den Mitarbeitern ihrer Naturschutzbehörden für die gelungene Projektumsetzung.

Meldung vom: 20.06.2022