Großes Interesse am Girls- und BoysDay im Landkreis – Regionalmanagement und Firmen betonen Bedeutung der Aktion

Rollentausch: Mädchen schnuppern beim Zukunftstag in Technische Berufe, für die Buben geht’s in soziale Einrichtungen

„Es ist wichtig, dass die Jugendlichen ihre Scheu vor vermeintlichen Männer- und Frauenberufen verlieren und etwas Ausprobieren können – genau dafür gibt es den Girls und BoysDay“, betont Britta Pinter vom Regionalmanagement des Landkreises. Sie leitet das  Projekt Schule und Wirtschaft und hat  zusammen mit den Firmen den Zukunftstag, der am Donnerstag bundesweit stattfand, für den Landkreis Regen organisiert.

Bei Rodenstock in Regen und Rehau in Viechtach drehte sich für die Mädels beispielsweise alles um Handwerk und HighTech. In der Tagesstrukturierenden Einrichtung Dr. Loew in Zwiesel und im Krankenhaus Viechtach schnupperten die Buben in soziale Berufe. Auch viele weitere Einrichtungen und Betriebe im Landkreis boten Jugendlichen die Möglichkeit Geschlechtergrenzen zu überwinden. „Manche entdecken beim Zukunftstag ganz neue Fähigkeiten“, weiß Britta Pinter.

 „Es ist sehr wichtig, auch die Mädchen für Technik zu begeistern“, sagt Josef Zellner, Ausbildungsleiter für den Bereich Technik bei Rodenstock. Mädchen könnten sich beim GirlsDay ein Bild davon machen, wie in einem Handwerks- oder Industriebetrieb gearbeitet wird. Auch die Unternehmen haben etwas vom Zukunftstag, der eine gute Chance sei, Azubis zu gewinnen. „Etwa 30 bis 40 Prozent unserer Mitarbeiter sind Frauen – wir würden uns über zusätzliche Damen freuen, gerade unter den Auszubildenden“, macht Josef Zellner klar. Die meisten Frauen müsste man gezielt für technische Berufe wie Industriemechaniker, Elektroniker oder Fachinformatiker ansprechen. Neugierig auf die Möglichkeiten bei Rodenstock waren die Mädchen beim Zukunftstag auf jeden Fall. Besonders beeindruckte die Mädchen die High-Tech-Produktion der Gleitsichtgläser, die als eine der modernsten in Europa gilt. Beim Einfärben legten die Mädchen selbst Hand an: Mit viel Geschick tauchten sie die Gläser in die Tauchbecken, um Gläser in verschiedensten Farben zu bekommen.

Die Lehrwerkstatt der Rehau, dem größten Arbeitgeber in Viechtach, gehörte am Donnerstag ganz den jungen Damen. „Unsere Mädels schlagen sich richtig gut“, betonte Ausbildungsleiter Johann Sterr. 14 Mädels  schnupperten bei Rehau in vermeintliche Männerberufe. Die Resonanz war noch größer als im Vorjahr. Johann Sterr hat schon etliche Mädchen zu Verfahrenstechnikerinnen oder Elektronikerinnen ausgebildet. 15 Prozent der Rehau-Azubis sind weiblich. „Sie sind genauso für technische oder handwerkliche Berufe geeignet wie die Buben, oft sind die Mädchen sogar reifer als die Männer“, findet Johann Sterr. Für den kaufmännischen Leiter Christoph Fischer ist der Zukunftstag wichtig, um Frauen und Mädchen für die Berufe im Betrieb zu begeistern.

Rollentausch, hieß es für zehn Buben beim BoysDay im Viechtachter Krankenhaus. Sie schnupperten einen Tag lang in verschiedenste Abteilungen von der Ambulanz bis ins Zentrallabor hinein – gerade der Pflegebereich gilt als vermeintliche Frauendomäne. „Wir haben in diesem Bereich viel zu wenig Männer“, erklärten Personalleiter Christian Schmitz und Pfleger Christian Zach. Im Viechtacher Krankenhaus sind gerade mal 20 Prozent der Beschäftigten Männer, die meisten von ihnen arbeiten in der Verwaltung oder in technischen Bereichen. „Dabei ist Krankenpfleger ein sehr erfüllender Beruf“, betonte Christian Zach. Wenn sich später wirklich einer von ihnen für den Pflegeberuf entscheidet, können sie ihre Ausbildung möglicherweise im Landkreis machen: Über das Mädchenwerk in Zwiesel können die Kreiskrankenhäuser Viechtach und Zwiesel demnächst selbst Pflegeschüler in der Region ausbilden. „Das war längst überfällig“, erklärte Christian Schmitz.

In der Tagesstrukturierenden Maßnahme Dr. Loew in Zwiesel hatte Alexander Seemann (17) aus Rabenstein nicht nur am Donnerstag, sondern seit ein paar Monaten regelmäßig seinen eigenen BoysDay: Einmal pro Woche kommt er als Praktikant in die Zwieseler Einrichtung am Anger. Alexander will Sozialbetreuer werden und steht in seinem Traumberuf, in dem sonst überwiegend Frauen arbeiten, schon probehalber seinen Mann. Um die 30 Männer und Frauen kommen Tag für Tag in die TSM, wie das Haus am Anger meist genannt wird. Sie haben geistige Behinderungen, sind verhaltensauffällig, depressiv oder  Epileptiker.  Die TSM hilft ihnen, ein Stück Sicherheit, Struktur und Selbstständigkeit für das tägliche Leben zu bekommen. Hier lernen die Männer und Frauen, wie man Erledigungen anpackt oder alltägliche Handgriffe wie Kochen und Hauswirtschaft bewältigt. Auch  Erwachsenenbildung, regelmäßige Bewegung, Förderangebote, Arbeiten – zum Beispiel in der Kermi-Produktion –  oder gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Asphaltschießen gehören hier fest dazu. Für Einrichtungsleiter Helmut Bäumler und Gruppenleiterin Maria Wenzel ist der Praktikant ein echter Glücksgriff: „Ein Mann vermittelt auch körperliche Sicherheit, das ist gerade für Menschen mit Behinderungen sehr wichtig“, sagt Helmut Bäumler, der selbst seit Jahren als Mann in einer Frauendomäne arbeitet. Außerdem würden Männer oft Kontakt zu Männern suchen. Als Mann kann er mit einigen Besuchern der TSM manchmal leichter reden als die weiblichen Mitarbeiter. „Es gibt schon Themen, bei denen den Leuten das Gespräch von Mann zu Mann suchen“, berichtet der Einrichtungsleiter von seinen Erfahrungen. „Gerade die Buben und Männer brauchen auch männliche Vorbilder“, ergänzt Maria Wenzel.

Stichwort Girls und BoysDay

Wofür steht eigentlich der Girls und BoysDay? An dem Aktionstag, der einmal im Jahr stattfindet, beteiligen sich Firmen und Einrichtungen in ganz Deutschland quer durch alle Branchen und Berufsfelder. Im Landkreis Regen wird der Girls und BoysDay vom Regionalmanagement des Landkreises betreut und zusammen mit den Firmen organisiert. Die Grundidee: „Mädchen sind für technische und handwerkliche Berufe ebenso geeignet wie Jungs für soziale Zweige“, erklärt Britta Pinter vom Regionalmanagement. Und genau das wollen Betriebe, Einrichtungen und Landkreis den Buben und Mädchen mit dem Zukunftstag zeigen. Sie wollen Vorbehalte zerstreuen, Jugendlichen die Chance geben, in neue Berufsfelder hinein zu schnuppern, und den Mädchen und Buben die Scheu vor den vermeintlichen Männer- und Frauenberufen nehmen.

Für die Redaktion: Nährere Infos zum Girls- und BoysDay gibt´s im Internet unter www.landkreis-regen.de oder bei Britta Pinter vom Regionalmanagement unter Tel. 09921/ 601-370.

Meldung vom: 10.12.2013