Landrat Michael Adam sprach mit den Anliegern einer möglichen Westumgehung in Ruhmannsfelden

 - In  diese Luftaufnahme ist der von den Anliegern geforderte Bestandsausbau  eingezeichnet. Demnach soll es eine rund einen Kilometer lange Troglage  mit einer zirka 500 Meter langen Überdachung kommen. Foto/Skizze:  Landratsamt Regen

Bei der Diskussionsrunde am 6. November wird auch über den Bestandsausbau gesprochen

Ruhmannsfelden. Am vergangenen Wochenende traf sich Landrat Michael Adam in Huberweid mit den Anliegern einer möglichen Westumgehung in Ruhmannsfelden. Dabei verlangten die Anlieger erneut einen Bestandsausbau der B11 durch Ruhmannsfelden, anstatt der Westumgehung. Adam erläuterte erneut, welche Vorgaben der Bund für Ruhmannsfelden an einen Straßenausbau in Ruhmannsfelden stellt.

„Die drei Kreuzungen müssen kreuzungsfrei ausgebaut werden“, sagte Adam und wies auf die bestehenden Kreuzungen mit Ampel, Kreisstraße 13 nach March und Kreisstraße 16 nach Achslach hin. Ferner fordere der Bund einen höhenfreien Ausbau durch Ruhmannsfelden, so dass es weder eine Ampel noch einen Kreisverkehr geben könne. Außerdem müsse der Lärmschutz bei Neu- oder Ausbau auf heutigen Stand gebracht werden. „Auch das Kosten-Nutzen-Verhältnis muss stimmen“, so Adam weiter, denn sonst werde es keine Genehmigung geben. „Diese Vorgaben lassen sich mit Ihrer Vorstellung von einem sanften B11-Bestandsausbau schlichtweg nicht erfüllen“, erklärte Adam und forderte daraufhin „ein gewisses Entgegenkommen der Anlieger.“

Nachdem die Anwesenden auf die derzeit laufenden Baumaßnahmen in Wetterfeld (B85-Ausbau bei Roding, Landkreis Cham) verwiesen wurden und einen Ausbau der Bundesstraße nach dortigem Standard forderten, sagte der Landrat zu „eine Planung auf Basis von Wetterfeld erneut vom Staatlichen Bauamt Passau prüfen zu lassen, wenn die Anlieger eine Planskizze vorlegen.“ Auf Basis der daraufhin geführten Gespräche wurde im Landratsamt nun eine Planskizze erarbeitet. Diese wurde am Mittwoch dem Staatlichen Bauamt übergeben. Im Rahmen einer geplanten Informations- und Diskussionsrunde am Mittwoch, 6. November, um 19 Uhr im Segl-Saal in Ruhmannsfelden werden sich auch Vertreter des Bauamts zu diesem Vorschlag äußern.

Der Planentwurf sieht anstatt einer Westumgehung von Ruhmannsfelden den Bau einer mehr als einen Kilometer langen Tieflage der Bundesstraße 11 in Ruhmannsfelden vor. Diese reiche von der Kreuzung mit der Kreisstraße 13 nach March bis zur Kreuzung mit der Kreisstraße 16 nach Achslach, die jeweils mit Überleitungsbauwerken versehen werden. Auf mehr als 500 Metern Länge würde der Trog zwischen dem Busunternehmen Seitz und dem Autohaus Aichinger mit einer Überdeckung versehen, auf der eine Gemeindestraße mit zwei Kreisverkehren geführt würde. Dies würde nach ersten Schätzungen mindestens 50 Millionen Euro kosten.

„Ich nehme die Anregungen und Vorschläge der Huberweider sehr ernst“, sagte Landrat Michael Adam. So investierte er einen Urlaubstag, um sich in Wetterfeld, wo die Bauarbeiten bereits begonnen haben, selbst ein Bild von der Situation zu machen, und mit dem dort zuständigen Staatlichen Bauamt Regensburg zu sprechen. Er hat Vergleichsfotos von Ruhmannsfelden und Wetterfeld aufgenommen und ins Internet gestellt.

Landrat Michael Adam kam zu der Erkenntnis, dass die örtlichen Gegebenheiten und Voraussetzungen in Wetterfeld und Ruhmannsfelden gänzlich verschieden sind. „Daher eignet sich das Beispiel Wetterfeld nicht als Bezugsfall für die Forderung nach einem B11-Bestandausbau in Ruhmannsfelden“, so Adam weiter. (Die ausführlichen Gründe lesen Sie unten stehend).

Zudem stellt der Landrat fest: „Der Bund hat die Westumgehung beim aktuellen Kosten-Nutzen-Verhältnis in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans aufgenommen. Dies bedeutet, dass das Projekt zeitnah realisiert werden kann. Im Falle einer Umplanung droht die Projektumsetzung zehn bis 15 Jahre zurückgeworfen zu werden – wenn der Bund überhaupt grünes Licht gibt.“ Auch dies sollten die Bürger in Ruhmannsfelden bedenken.

Hintergrund zum Vergleich mit Wetterfeld

In Wetterfeld errichtet der Bund im Bereich der Bundesstraße 85 derzeit eine 430 Meter lange, offene Troglage mit 180 Meter langer Überdeckung im Kreuzungsbereich. Bei Betrachtung der – auf der Internetseite des zuständigen Staatlichen Bauamts Regensburg veröffentlichten – Planskizze erkennt man selbst als straßenbaufachlicher Laie bereits auf den ersten Blick wesentliche Unterschiede zwischen Wetterfeld und Ruhmannsfelden:

  • Wetterfeld ist ein kleiner Ortsteil der Stadt Roding (mit großem Stadtgebiet und einigen Ortsteilen), während Ruhmannsfelden ein kleine, kompakte Gemeinde ist, die von der Bundesstraße 11 aktuell in der Mitte durchschnitten wird.
  • Die Baukosten in Wetterfeld betragen rund 42 Millionen Euro, während die geplante Westumgehung rund 23 Millionen Euro kosten würde. Hier mag man zwar zunächst versucht sein, zu fordern, dass der Bund denselben Betrag, wie im Landkreis Cham auch im Landkreis Regen ausgeben solle. Doch muss man auf den zweiten Blick feststellen, dass die beiden Projekte in der rechtlich verpflichtenden Kosten-Nutzen-Rechnung des Bundes weit auseinanderliegen. Der Grund: Die Verkehrsprognose für das Jahr 2020 erwartet auf der Bundesstraße 85 bei Wetterfeld eine Verkehrsbelastung von über 20000 Kfz/24h. Für die Bundesstraße 11 bei Ruhmannsfelden werden nur rund 11000 Kfz/24h erwartet. Verschärft wird dieses schlechtere Kosten-Nutzen-Verhältnis mit den höheren Baukosten von mindestens 50 Millionen Euro für die aktuell diskutierte Variante.
  • In Wetterfeld musste ein aufwendiger Bestandausbau mit Troglage realisiert werden, weil eine zunächst geplante Ortsumgehung aus topographischen Gründen nicht in Frage kam. Denn selbst ein Laie erkennt auf den ersten Blick, dass eine Umgehung auf einer Seite durch den Regen (Fluss), auf der anderen Seite durch eine sehr steile Berglage nicht realisiert werden kann. Hinzu kommt, dass für eine Umgehung eine KZ-Gedenkstätte hätte beseitigt werden müssen. In Ruhmannsfelden hingegen findet sich im Bereich der geplanten Westumgehung weder ein Fluss, noch eine vergleichbare Berglage, noch eine vergleichbare Gedenkstätte.
  • In Wetterfeld müssen durch den Bestandsaubau lediglich zwei Kreuzungen der B85 mit anderen Straßen (Unfallschwerpunkte!) entschärft werden, während es in Ruhmannsfelden drei sind (Ampel, Abzweigung zur REG 13, Abzweigung zur REG 16).
  • In Wetterfeld wurde eine Troglage (Tieferlegung der B85) mitten durch den Ort realisiert. Und dies erfordert zur Aufrechterhaltung der innerörtlichen Fahrbeziehungen eine oberirdische, trogbegleitende, zweispurige Straße mitsamt Überleitungsbauwerken auf die Bundesstraße 85. Damit verbunden ist ein fast ähnlich großer Landverbrauch, wie ihn eine Umgehungsstraße zur Folge hätte. Und, was noch viel wichtiger ist: Würde man in Ruhmannsfelden eine vergleichbare Troglage anstatt der geplanten Westumgehung realisieren, müssten für die Begleitstraße einige Wohn- und Geschäftshäuser abgerissen werden. Selbst in Wetterfeld war dies der Fall, obwohl hier die Bereiche an der Bundesstraße 85 größtenteils unbebaut waren.
  • In diesem Zusammenhang fordern die Initiatoren des Bürgerentscheids gegen die Westumgehung in Ruhmannsfelden einerseits im Text des Bürgerentscheids „einen gemäßigten Ausbau“ der Ortsdurchfahrt von Ruhmannsfelden, führen aber andererseits als Beispiel die Troglage von Wetterfeld als Positivbeispiel an. Die dortige Troglage stellt ein massives Betonbauwerk von 420 Metern Länge und einer Fundamenttiefe von knapp 15 Metern dar. „Ein solches Bauwerk könnte man meines Erachtens getrost als Monsterbauwerk bezeichnen. Und ein gemäßigter Ausbau sieht meines Erachtens anders aus, als ein mehr als ein Kilometer langer Trog durch Ruhmannsfelden“, sagt Landrat Adam.
  • In diesem Zusammenhang sprachen die Umgehungsgegner in Ruhmannsfelden von „Horrorplanungen zur Abschreckung“, die das Staatliche Bauamt – als es mit Planungsskizzen und einer Videosimulation aufzeigte, wie ein Bestandsausbau in Ruhmannsfelden konkret aussehen würde – verbreite. Dabei setze das Staatliche Bauamt lediglich eine Planung um, die vergleichbar mit der in Wetterfeld ist.

Meldung vom: 20.01.2014