Offener Brief – Bereitschaftspraxen für den Kassenärztlichen Notdienst in Bayern

Offener Brief von Landrat Michael Adam an die zuständigen Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem offenen Brief wende ich mich als Landrat des Landkreises Regen an die zuständigen Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern.

In der vergangenen Woche wurden wir Landräte in ganz Bayern vom Bayerischen Landkreistag über die Planungen der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern informiert, die in Bayern großflächig Bereitschaftspraxen für den Kassenärztlichen Notdienst an 110 Standorten etablieren will. Von der Kassenärztlichen Vereinigung wurden damit die Kommunen, die laut Gemeindeordnung Bayern auch für die ambulante Gesundheitsversorgung ihrer Bürger zuständig sind, vor vollendete Tatsachen gestellt. Nachdem es im letzten Jahr zumindest die Möglichkeit gab, im Rahmen der hausärztlichen Versorgung im Landkreis Regen, die regionalen Besonderheiten in die Planungen für die neuen Versorgungsbereiche einzubringen, wurden hier still und heimlich über die Köpfe der Kommunen hinweg Festlegungen getroffen.

Die Planung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, großflächig Bereitschaftspraxen in Bayern zu etablieren, die für jeden Bürger maximal 25 km Luftlinie Fahrstrecke (Luftlinie!) bedeuten sollen, sind für den Landkreis Regen wirklichkeitsfremd. Diese Planungen per se bedeuten in meinen Augen bereits eine wesentliche Verschlechterung der  Notdienstversorgung   in ländlichen Räumen.

Wie wir den Informationen des Bayerischen Landkreistags entnehmen können, ist für den Landkreis Regen lediglich eine zentrale Bereitschaftsdienstpraxis in der Stadt Zwiesel geplant. Dies bedeutet für die Patienten aus den bisherigen Notdienstbereichen Regen und Viechtach erhebliche Fahrzeiten, soweit diese den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst wie bisher in Anspruch nehmen wollen bzw. müssen. Bisher konnten unsere Bürger bei Bedarf in einem relativ engen Radius auf eine ambulante Notfallversorgung zurückgreifen. Für große Teile des Landkreises Regen werden sich die Fahrzeiten nun immens erhöhen. Und vor allem für die Bürger aus dem Altlandkreis Viechtach würde dies bedeuten, dass man zur Inanspruchnahme ärztlicher Versorgung außerhalb der normalen Sprechstundenzeiten nach Zwiesel, Deggendorf oder Cham fahren muss. Dies ist aus meiner Sicht ein untragbarer Zustand, der mit den regionalen Akteuren im Gesundheitswesen überhaupt nicht abgestimmt ist.

Mit äußerster Verwunderung stelle ich fest, dass die Obleute der drei ärztlichen Bereitschaftsdienstbereiche von der Kassenärztlichen Vereinigung – geschweige denn die Kassenärzte als Ihre Mitglieder – bis dato überhaupt nicht in die Planungen eingebunden waren. Ich fordere Sie daher vehement dazu auf, das Gespräch mit den regionalen Akteuren zu suchen, um das bisher gut funktionierende Bereitschaftsdienstwesen im hausärztlichen Bereich für den Landkreis Regen zu erhalten. Es kann und darf nicht sein, dass aus München zentralistisch elementare Bestandteile der Gesundheitsversorgung für den Landkreis Regen geregelt werden, die zur deutlichen Verschlechterung für unsere Bürger führen. Es muss für unsere Bevölkerung weiterhin möglich sein, bei ambulanten Notfällen eine wohnortnahe ärztliche Versorgung zeitnah zu erhalten, ohne dafür Fahrstrecken von 30-45 Minuten auf sich nehmen zu müssen.

Ich erwarte daher wie oben dargestellt, dass die Kassenärztliche Vereinigung Bayern auf die regionalen Akteure zugeht, um mit diesen eine nachhaltige Lösung für unseren ländlichen Raum zu suchen. Gerne bin ich bereit, im Rahmen der Gesundheitsregion Plus Arberland unterstützend tätig zu werden.

Einen Abdruck dieses Schreibens erhalten der Bayerische Landkreistag, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Landkreis Regen, sowie die lokalen Medien.

Mit freundlichen Grüßen

Michael Adam

Landrat

Meldung vom 29.04.2016

Meldung vom: 29.04.2016