Perspektivwechsel an der Schule

Die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars „Gelebte Willkommenskultur“ haben sich um die Ausstellung bemüht. Sie freuen sich, dass der Perspektivwechsel gelungen ist und viele Mitschüler die Ausstellung besucht haben. Foto: Bettina Wensauer/Gymnasium Viechtach

Die Wanderausstellung „Land der Kulturen“ gastierte am Gymnasium in Viechtach

Die Schülerinnen Alexa Donath und Louisa Hattenkofer erlebten, wie schwer der Perspektivwechsel ist: Die Fahrt mit der U-Bahn wird fast unmöglich, wenn man die Schriftzeichen nicht kennt. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Die Schülerinnen Alexa Donath und Louisa Hattenkofer erlebten, wie schwer der Perspektivwechsel ist: Die Fahrt mit der U-Bahn wird fast unmöglich, wenn man die Schriftzeichen nicht kennt. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Viechtach. „Leider müssen wir aufgrund der Coronasituation auf eine große Eröffnungsfeier verzichten“, sagt Bettina Wensauer. Als Lehrerin betreut sie das Praxis-Seminar „Gelebte Willkommenskultur“ am Viechtacher Dominicus-von-Linprun-Gymnasium und ihre Seminarschüler haben sich dafür eingesetzt, dass die Wanderausstellung „Land der Kulturen“ für drei Tage an der Schule gastieren kann.

Während die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars bereits im Laufe des Montags die Ausstellung aufgebaut und erstmals erlebt hatten, konnte am Montagabend zumindest ein kleiner Kreis von Interessierten die interaktive Ausstellung in der Schulaula nicht nur besichtigen, sondern regelrecht erleben. Die Besucher versetzen sich in einem Parcours mit zehn Stationen in die Lage Neuzugewanderter. Dabei werden sie vor verschiedene Aufgaben und Herausforderungen gestellt. Sie müssen beispielsweise einen Termin in einem Kalender eintragen, eine bestimmte Strecke in einem U-Bahn-Netz fahren oder ein Formular ausfüllen. Alles eigentlich kein Problem – wenn nur die unbekannte Schrift und Form nicht wäre. Durch interaktive Simulationen, multimediale Mini-Games auf Tablets und haptisch-analoge Spielerfahrungen wird den Besuchern ein aufschlussreicher Perspektivwechsel ermöglicht.

Die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars „Gelebte Willkommenskultur“ haben sich um die Ausstellung bemüht. Sie freuen sich, dass der Perspektivwechsel gelungen ist und viele Mitschüler die Ausstellung besucht haben. Foto: Bettina Wensauer/Gymnasium Viechtach

Die Schülerinnen und Schüler des P-Seminars „Gelebte Willkommenskultur“ haben sich um die Ausstellung bemüht. Sie freuen sich, dass der Perspektivwechsel gelungen ist und viele Mitschüler die Ausstellung besucht haben. Foto: Bettina Wensauer/Gymnasium Viechtach

Was sich spielerisch anhört und zunächst einfach anmutet, stellt die Teilnehmer vor große Herausforderungen, denn der Perspektivwechsel geschieht beispielweise dadurch, dass man sich auf einem U-Bahn-Plan der Stadt München orientieren muss. „Was manchem Ungeübten in der Realität schon herausfordert, wird hier noch einmal getoppt, denn der Plan in der Ausstellung ist in arabischer Schrift verfasst“, erklärt Wensauer und so sei es schon schwer sich zu orientieren.

„Wer dies erlebt kann sich vielleicht besser vorstellen, wie es Menschen aus arabischen Ländern geht, wenn sie plötzlich unsere Schrift sehen und sich hier orientieren sollen“, sagt Jürgen Probst. Als Integrationslotse des Landkreises Regen kennt er die Probleme der Ankommenden und hält die Ausstellung und das Konzept für „sehr gelungen.“

Während die Schüler des P-Seminars und die Gäste die Ausstellung bereits am Montag erlebt haben, hatten am Dienstag und Mittwoch noch die Jugendlichen aus den Klassenstufen zehn und elf die Gelegenheit im Rahmen des Unterrichts den zehn Stationen-Parcours zu erleben. „Alle anderen Schüler konnten dies auch in den Pausen sowie vor und nach dem Unterricht machen und die Ausstellung wurde auch hier gut besucht“, freut sich die Lehrerin. Dabei wurden die Jugendlichen nicht allein gelassen. Die Ausstellung, die vom Verein „Brücken Bauen – Kulturmoderation“ verliehen wird, kommt mit einem sogenannten Kulturmoderator. In Viechtach war Osama Kezzo als Ansprechpartner vor Ort. Auch er hat Fluchterfahrung und konnte so auch die Perspektive eines Zuwanderers aus erster Hand beschreiben.

Bei der offiziellen Eröffnung konnten die Besucher die einzelnen Stationen erleben. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Bei der offiziellen Eröffnung konnten die Besucher die einzelnen Stationen erleben. Foto: Heiko Langer/Landkreis Regen

Für die Schülerinnen und Schüler war der Parcours eine Herausforderung, der sich viele gerne stellten. „Wir wollen die Sichtweise der Geflüchteten kennen lernen“, sagen Alexa Donath und Louisa Hattenkofer. Sie waren als Vertreter des P-Seminars bei der Ausstellungseröffnung dabei und freuten sich darüber, dass sie die neuen Erfahrungen in die künftige Arbeit mitaufnehmen können. Die Teilnehmer des P-Seminars „Gelebte Willkommenskultur“ sind im Rahmen des Seminars auch praktisch im Einsatz. So unterstützen Alexa und Louisa beispielsweise die Lehrkräfte an der Förderschule. „Wir versuchen den Kindern aus der SVE und der ersten Klasse zu helfen“, erklärt Louisa und Alexa berichtet davon, dass es dort viele Kinder gibt, die sprachliche Probleme haben. Die Gymnasiasten könnten dort beispielsweise mit den Kinder Lesen oder auch nur einzelne Wörter einüben. Der Perspektivwechsel durch das „Land der Kulturen“ erleichtert das Verständnis für die Probleme der nichteinheimischen Kinder.

„Die Ausstellung war auf alle Fälle eine Bereicherung“, stellt Wensauer abschließend fest. Sie bedankte sich bei den Vereinsverantwortlichen für die Bereitstellung und bei Jürgen Probst, dem Integrationslotsen des Landkreises für die Unterstützung.

Meldung vom: 10.11.2021